Bunkai-Lehrgang mit Stefan Mayr
Am 9. April 2013 startete im Welser Budokan unter der Leitung von Sensei Stefan Mayr ein mehrteiliger Spezial-Lehrgang zum Thema Kata-Bunkai.
Ludwig war mit dabei. Bunkai bedeutet so viel wie "zerlegen". Im Bunkai-Training werden dabei Techniken aus einer Kata zerlegt und in Anwendung mit einem oder mehreren Partnern geübt. Das Bunkai-Training kann dabei auf einfacher Ebene bis hin zu äußerst komplexen Bewegunsabläufen ausgefürt werden. Bei der Bunkai werden auch Anwendungen zur Selbstverteidigung praktiziert, indem Techniken auf alle Bereiche des menschlichen Körpers ausgeführt werden.
Folgende Punkte sind wichtig für das Bunkai-Training:
- Distanz und richtige Ausführung der Techniken
- Kontrolle
- Miteinbeziehen von "Tabu-Angriffszielen" wie z.B. Gelenke, Augen, Genitalien, Hals und Kehle, Knie, Fußspann, Vitalpunkte, etc.
- Zanshin - Aufmerksamkeit
- Mut (z.B. um bei einer Gegentechnik in die Technik des Angreifers hinein zu gehen)
- Flexibilität: eine Abwehr in der Kata kann in der Bunkai auch oft zu einem Angriff werden und umgekehrt, Mae Geri in der Kata wird in der Bunkai oft als Hiza Geri oder Kin Geri ausgelegt, usw.
In der ersten Trainingseinheit starteten wir mit der Bunkai zur Kata Heian Nidan, wobei wir zuerst gemeinsam die Kata durchmachten, um dann die einzelnen Passagen mit dem Partner zu intensivieren. Die einzelnen Bunkai-Sequenzen hängte Sensei Mayr dann zu einer Bunkai-Kata zusammen: etwas kürzer als die Originalkata und mit den Techniken aus der Bunkai. Als Abschluss übten wir dann die ganze Bunkai-Kata mit dem Partner. Dieses Prinzip mit Einzeltechniken und Bunkai-Kata zog sich dann durch alle Bunkai-Einheiten wie ein roter Faden.
Die Bunkai der zweiten Trainingseinheit stand ganz im Zeichen der Kata Jion, wobei wir diesmal gleich mit der Bunkai-Kata starteten, um dann die Techniken mit Partner zu üben. Die dritte Kata war dann die Heian Yondan. Bei Parallelen zu bereits geübten Techniken zeigte uns Sensei Mayr immer wieder neue und höchst interessante Anwendungsmöglichkeiten und Interpretationen. Als viertes nahmen wir mit Sensei Mayr die Kata Kanku Dai durch. Und als Abschluss des Bunkai-Lehrganges zerlegten wir die Kata Empi, was auf relativ hohem technischen Nivea erfolgte.
Zusammenfassend war der Bunkai-Lehrgang eine höchst interessante und kurzweilige Vertiefung unseres (bescheidenen) Karate-Wissens. Sowohl körperlich als auch geistig in hohem Maß gefordert, den einen oder anderen blauen Fleck an diversen Teilen unseres Körpers davontragend, kann ich das Bunkai-Training jedem empfehlen, der sich in diese Richtung weiterbilden möchte. Das Wissen um versteckte Techniken in Katas eröffnet das Tor zu neuen Sicht- und Verständnisweisen sowie zu einer ganz neuen Karate-Ebene.
Danke an Sensei Mayr für seine kompetente (und manchmal auch schmerzvolle) Weitergabe seines Wissens. Falls sich genügend Interessierte finden, folgt im Herbst ein weiterer Bunkai-Lehrgang mit Sensei Mayr.